In Weissenberg finden seit jeher geschichtsträchtige und bisweilen unvergessene Erlebnisse und Momente statt. Mit verantwortlich hierfür sind insbesondere unsere „Alten Herren“, von denen es nummerisch insgesamt 49 Mitglieder, sowohl Aktive (= kann noch laufen und möchte Fussball spielen) als auch Passive (= kann noch laufen, fokussiert aber lieber die Geselligkeit) gibt.
Diese Anzahl testosterongeladener Kerle an sich ist bereits besonders, fiele nicht eine Einzigartigkeit noch mehr ins Gewicht: die spürbar altersübergreifende intakte Gemeinschaft! Nicht verwunderlich ist daher, dass sich 30 Herren am vergangenen Samstag Mittag für eine gemeinsame Planwagenfahrt zusammentrafen. Diejenigen, die es nicht erwarten konnten, verließen ihre Frauen und Kinder bereits in früheren Morgenstunden in Richtung Sportplatz zum Frühshoppen. Einige trudelten verspätet und leicht maulig ob der hohen Ozonwerte (knappe 20 Grad Celsius bei mäßigem Wind) ein, andere wiederum passten die Planwagen auf ihrem Weg zum Treffpunkt ab um ihn als Taxi zu nutzen …
Die bereits vorhandene gute Stimmung erreichte ihren ersten vorläufigen Höhepunkt, als Mann die frisch zubereiteten Frikadellenbrötchen erschnüffelte und der Biervorrat als „ausreichend“ identifiziert wurde. Es folgten ein schnelles Gruppenfoto aus 30 Meter Entfernung, die Wagenaufteilung gemäß Körpergewicht und eine Einführung, was Alte Herren alles nicht während einer Planwagenfahrt machen sollten.
Die Plattenpräsidenten waren schnell auserkoren und so starteten die ächzenden Case-Motoren zu lauten Klängen, deren Reihenfolge man erahnen konnte. Über uns bestens bekannte Wald- und Wiesengebiete tuckerten wir fortan hinweg. In immer kürzer werdenden zeitlichen Abständen pausierten wir gemeinsam, drehten Udo Jürgens leiser und bestaunten die Schönheit der Natur. Auf unseren weiteren Wegen begrüßten wir einen unserer Jüngsten, der sich nach seinem Oktoberfestbesuch vom Vortag direkt auf das Feld chauffieren ließ, um mit seinen Senioren mitfahren zu können. Es hieß, sein Fahrer war Kevin de Bruyne. Im Verlauf ergründeten wir unsere Alte Herren-Ode, brachten gelegentlich die Wagen in bedrohliche Schwingung und befassten uns mit der Sezierung von Maiskolben.
Uns hätte zur fortgeschrittenen Stunde ein simpler Kindergartenvorgang gut zu Gesicht gestanden: das Abzählen von teilnehmenden Personen … Immerhin bemerkten wir unseren Verlust bereits nach 4,5 km. Nach gut und gerne dreieinhalb Stunden endete unsere Tour und wir überfielen unser Vereinsheim. Gelegentlich wurden die Trinkbecher kleiner, was der Laune weiteren Auftrieb verlieh. Die Bundesliga-Konferenz interessierte die Wenigsten, vielmehr wurde geklönt und getanzt, über die absurdesten Dinge diskutiert und vollmundig Versprechen zu Tennis-Matches ausgesprochen. Als die ersten Wölfe den Mond anjaulten, leerten sich allmählich die Ränge. Ein großer, ein dicker, zwei kleine und ein russischer Alter Herr entschieden sich, den tollen Tag in der Neusser Altstadt ausklingen zu lassen.
Es war ein Fest – auf uns ein dreifaches ALTE HERREN, ALTE HERREN, ALTE HERREN!